Louis Althusser: Ideologie und ideologische Staatsapparate

1 Über die Reproduktion der Produktionsbedingungen

Althusser beginnt seinen Aufsatz mit einer marxistischen Setzung: Jede Gesellschaftsformation beruht auf einer dominierenden Produktionsweise, wobei der Produktionsprozess „die bestehenden Produktivkräfte in und unter bestimmten Produktionsverhältnissen in Bewegung setzt“ (109). Um zu überleben muss die Gesellschaftsformation die Produktivkräfte und die Produktionsverhältnisse reproduzieren. Damit meint er jedoch nicht nur die Produktionsmittel, sondern insbesondere auch die Arbeitskraft, deren Reproduktion primär außerhalb des Betriebes erfolgt. Dies ist zum einen durch den Lohn gegeben, aber auch hier wird deutlich, dass Althusser einen anderen Schwerpunkt setzen möchte – denn es geht ihm um die ‚Kompetenz‘ der Arbeitskraft, damit sie im System des Produktionsprozesses eingesetzt werden kann. Diese findet nicht mehr in erster Linie in der Produktion statt, sondern durch das kapitalistische Schulsystem (111). Man erlerne dort gewisse Fähigkeiten und die Regeln des ‚Anstands‘ (112) – und damit die Einordnung in das bestehende System („Unterwerfung unter die herrschende Ideologie“ (112)). Damit betont er die Wirksamkeit einer neuen Realität: Louis Althusser: Ideologie und ideologische Staatsapparate weiterlesen

Offener Lesekreis 2016: Althusser, Lacan, Blumenberg, Bargetz/Sauer

Die AG Politische Theorie startet demnächst in eine neue Runde des Lesekreises. Dafür wurde dieses Mal ein offenes Format mit vier Sitzungen gewählt:

 

16.04.2016

Louis Althusser: Ideologie und ideologische Staatsapparate

 
30.04.2016
Jaques Lacan: The Instance of the Letter in the Unconscious

 

14.05.2016
Hans Blumenberg: Präfiguration

 

28.05.2016
Bargetz/Sauer: Politik, Emotionen und die Transformation des Politischen. Eine feministisch-machtkritische Perspektive

 

Wie üblich wird es einen Input mit folgender Diskussion auf dem Blog geben. Erstmalig wird dieses bewährte Format mit einer Telefonkonferenz in der jeweils folgenden Woche ergänzt. Auch auf dem nächsten AG-Workshop in Bremen am 13./14. Mai wird es die Möglichkeit geben, die Texte zu diskutieren.

Interessierte Mitleser*innen können sich gerne bei der AG melden, um Zugang zu den Texten und der Telefonkonferenz zu erhalten.

    

 

Judith Butler: “Freedom of Assembly, or Who are the People?‘ (Lecture)

Die US-amerikanische Philosophin Judith Butler wird heute 60 Jahre alt. Berühmt, auch über die akademischen Fachkreise hinaus, wurde Sie mit Ihren Arbeiten zu Feminismus, Gender und Queer. Ihr Werk ‚Gender Trouble‚ – zu deutsch ‚Das Unbehagen der Geschlechter‚ – hat Anfang der 1990er eine umfangreiche Debatte über feministische und Gender-Theorien ausgelöst. Neben vielen Auszeichnungen hat Butler 2012 auch den Theodor-W.-Adorno-Preis erhalten, was zu einer Kontroverse um Butlers Position zu Israel führte. In ihrem jüngst erschienenen Buch ‚Notes toward a performative theory of assembly‚ setzt sich Butler intensiv mit Performativität im politischen Denken, neueren Vorstellungen von Versammlungen/assemblies und Prekarität auseinander. Zudem ist auch ihre Dankesrede zum Erhalt des Adorno-Preises abgedruckt. Auf Deutsch soll das Werk im Herbst 2016 erscheinen (bei Suhrkamp wie so viele Bücher von ihr).

Ebenfalls enthalten, ist ihr Vortrag vom September 2013 über Freedom of Assembly, or Who are the People?‚ welchen sie in Istanbul gehalten hat und den ihr beim Klicken auf das Video ansehen und anhören könnt.

Solidarität mit türkischen Wissenschaftler_innen

Als Arbeitsgruppe Politische Theorie der DNGPS solidarisieren wir uns mit den türkischen Wissenschaftler_Innen, deren freie Meinungsäußerung mit Repressionen bestraft wurde. 1128 Akademiker_Innen setzten sich Mitte Januar mit einem offenen Brief an die türkische Regierung für ein Ende der Gewalt im Südosten ihres Landes ein. Ihr Einsatz für eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche zwischen PKK und türkischer Regierung führte zu Entlassungen, zu persönlichen Drohungen, bis hin zur Furcht um das eigene Leben.

Als Arbeitsgruppe Politische Theorie verurteilen wir die Sanktionen der türkischen Regierung. Um zu informieren, die Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken und so die betroffenen Wissenschaftler_Innen zu unterstützen, haben wir zentrale Hinweise aus dem Netz gesammelt:

Was ist geschehen?

Soziopolis: http://www.soziopolis.de/verstehen/was-tut-die-wissenschaft/artikel/erdogan-gegen-die-freiheit-der-wissenschaft/

Deutschlandfunk: http://www.deutschlandfunk.de/kurden-konflikt-erdogan-wettert-gegen-tuerkische-akademiker.795.de.html?dram:article_id=342757

Statements

Professional Association on „International Studies“ http://eisa-net.org/be-bruga/eisa/files/public-statement-turkey.pdf

Assoziation kritische Gesellschaftsforschung (AkG): http://akg-online.org/aktuelles/offener-brief-die-deutsche-regierung-und-bundesaussenminister-steinmeier

Kritnet http://kritnet.org/2016/fuer-das-recht-im-krieg-den-frieden-zu-fordern/?from=aufrufe

Petitionen

Medico https://www.medico.de/internationaler-appell-16370/

Academicians for Peace http://www.europe-solidaire.org/spip.php?article36944

Special Issue: „Theorising Noncitizenship“

Die letzte Ausgabe des Journals „Citizenship Studies“ ist wohl auch für Politische Theoretiker_innen spannend, die sich mit Fragen von Migration, Zugehörigkeit und Staatsbürgerschaft beschäftigen. Die Special Issue setzt sich mit „Theorising Noncitizenship“ auseinander. Die zentralen Fragen für die Herausgeber_innen Katherine Tonkiss und  Tendayi Bloom sind  „how liberal political theory can begin to address directly the question of noncitizenship. Bringing together scholars from legal, theoretical, sociological and applied perspectives, the special issue considers the theoretical problem that noncitizenship presents and how this problem can begin to be addressed with reference to how noncitizenship is conceptualised and the lived experience of noncitizenship“ (p. 837-838).

In den verschiedenen Beiträgen werden dann sowohl theoretische als auch empirische Blicke auf den Gegenstand geworfen wobei selbst die empirisch-orientierten Beiträge zu Australien oder Europa eine interessante theoretische Auseinandersetzung bieten. Hier lohnt es sich also sicher, mal reinzuschaun.

PS: Leider ist keiner der Artikel „open access“ weshalb ein Zugang über Unis(-Bib) oder andere Forschungseinrichtungen nötig ist, um die Texte zu lesen. Möglicherweise lassen sich durch eine intensivere Suche drafts oder andere vorläufige Versionen der Texte im Netz finden. Sicherlich kann sich auch an die Autor_innen gewendet werden, um die Texte zu erhalten.