Mitunter geht die technische Entwicklung der Entwicklung der Gesellschaft voraus. Dann gibt es plötzlich Dampfmaschinen und Druckerpressen und Atombomben und die Leute stehen da und denken sich: Huch, was machen wir denn jetzt damit? Dann gibt es Antworten auf Fragen, die sich eigentlich niemand gestellt hat. Wollen wir das überhaupt: Eisenbahn fahren, Zeitung lesen, nukleare Abschreckung? Könnte man die technischen Errungenschaften auch anders nutzen, „rein zivil“ zum Beispiel oder wenigstens umweltfreundlich? Oder haben wir eine solche Entscheidung nicht, weil wir von den ökonomischen Zwängen unserer Erfindungen in unruhigen Zeiten gleichsam mitgerissen werden?
Man könnte sich ja vorstellen, dass eine Erfindung gar nicht so gut ankommt; es nicht schafft, sich ihren Markt zu erobern, weil sie sich als nutzlos herausstellt. Mit dem Rundfunk beispielsweise stand recht plötzlich eine recht beeindruckende Kommunikations-technologie zur Verfügung. Aber was damit machen? „Man hatte plötzlich die Möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte, nichts zu sagen.“ (Brecht 2009: 259) Die diffuse Verwendung der neuen Technologie für ein buntes Allerlei zog die Kritik Berthold Brechts auf sich, die bis heute ein wichtiger Ausgangspunkt aktueller Medientheorien bleibt. Seine „Rede über die Funktion des Rundfunks“ von 1932 sucht nach anderen, besseren Einsatzmöglichkeiten (vgl. Brecht 2009). Könnte man die neue Kommunikation nicht auch sinnvoll nutzen, gar emanzipatorisch? Das Blog als Kommunikationsapparat weiterlesen