Offene Textrunde (IV) – Henning Schmidgen über Wissenschaft. Das Labor als Archiv und Maschine.

Zwischen unterschiedlichen Forschungsfelder, die im Überblickswerk „Poststrukturalistische Sozialwissenschaften“ dargelegt werden, findet sich auch ein Abhandlung zu Wissenschaft, was zunächst wie eine metatheoretische Abhandlung scheint…

Henning Schmidgen bemüht sich zu Beginn des Aufsatzes um eine Darstellung dessen, was sich wissenschaftsphilosophisch seit zweihundert Jahren entwickelt hat. Er schildert zwei miteinander verwobene Perspektiven: Wissenschaft als Konstruktion von Theorien, basierend auf Beobachtungen; als auch das Ableiten der Wirklichkeit aus solchen Theorien (Schmidgen 2013: 450). Unter Bezug auf Thomas Kuhn und Rudolf Carnap zeichnet er so ein dualistisches Bild zwischen Positivismus und Antipositivismus; Elementarismus und Holismus, etc. – geeint in einer Verbindung von Mikro- und Makroperspektive (Ebd.: 450). Offene Textrunde (IV) – Henning Schmidgen über Wissenschaft. Das Labor als Archiv und Maschine. weiterlesen

Das Blog als Kommunikationsapparat

Mitunter geht die technische Entwicklung der Entwicklung der Gesellschaft voraus. Dann gibt es plötzlich Dampfmaschinen und Druckerpressen und Atombomben und die Leute stehen da und denken sich: Huch, was machen wir denn jetzt damit? Dann gibt es Antworten auf Fragen, die sich eigentlich niemand gestellt hat. Wollen wir das überhaupt: Eisenbahn fahren, Zeitung lesen, nukleare Abschreckung? Könnte man die technischen Errungenschaften auch anders nutzen, „rein zivil“ zum Beispiel oder wenigstens umweltfreundlich? Oder haben wir eine solche Entscheidung nicht, weil wir von den ökonomischen Zwängen unserer Erfindungen in unruhigen Zeiten gleichsam mitgerissen werden?

Man könnte sich ja vorstellen, dass eine Erfindung gar nicht so gut ankommt; es nicht schafft, sich ihren Markt zu erobern, weil sie sich als nutzlos herausstellt. Mit dem Rundfunk beispielsweise stand recht plötzlich eine recht beeindruckende Kommunikations-technologie zur Verfügung. Aber was damit machen? „Man hatte plötzlich die Möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte, nichts zu sagen.“ (Brecht 2009: 259) Die diffuse Verwendung der neuen Technologie für ein buntes Allerlei zog die Kritik Berthold Brechts auf sich, die bis heute ein wichtiger Ausgangspunkt aktueller Medientheorien bleibt. Seine „Rede über die Funktion des Rundfunks“ von 1932 sucht nach anderen, besseren Einsatzmöglichkeiten (vgl. Brecht 2009). Könnte man die neue Kommunikation nicht auch sinnvoll nutzen, gar emanzipatorisch? Das Blog als Kommunikationsapparat weiterlesen

Ist Foucault Geschichte oder Macht Foucault Geschichte?

Das Foucaultblog stellte jüngste eine interessante Frage und fordert in einem dazugehörigen Workshop im November d. J. dazu auf, weiter darüber nachzudenken: Wie können Sozial- und Kulturwissenschaftler_innen Foucault’s „Werkzeugkiste“ weiterhin so unabhängig von dem damaligen  Kontext nutzen ohne selbst a-kontextualistisch vorzugehen? Muss der Foucault’sche Werkzeugkasten nicht selbst historisiert werden? Weiter heißt es dazu im Aufruf: „Was bedeutet es für uns, heute, dass sie [die Werkzeugkiste, S.W.] im Zeitalter des Kalten Krieges entstanden ist, in Opposition zum “Hypermarxismus” der Neuen Linken, in einer gewissen Nachbarschaft zum Strukturalismus, im Kampf gegen das französische Gefängnis, möglicherweise geprägt vom Engagement für sowjetische Dissidenten, spanische Anarchisten, schiitische Revolutionäre oder polnische Arbeiter, zweifellos fasziniert von der amerikanischen counter culture und der japanischen Kultur des Zen, vielleicht sogar aber auch beeinflusst vom New Age…? Gehören alle diese ‚Kontexte‘, ‚Hintergründe‘ und Genealogien zur Foucaultschen Werkzeugkiste?“

Diese und weiter interessante Fragen sollen auf dem Workshop, vielleicht nicht beantwortet, aber zumindest bearbeitet werden und deswegen rufen die Initiator_innen dazu auf, Beiträge bis zum 30.06.2014 einzureichen, die sich eben damit (in engerem oder weiterem Sinne) beschäftigen.

Den ausführlichen Call for Papers findet ihr hier!

Halb Schmierblatt, halb Aristoteles

Ein Tipp für das anstehende Wochenende: Seit einiger Zeit gibt es eine tolle Seite für – tja, eigentlich für alle – aber man muss sagen: besonders für Theorie- und Philosophieinteressierte. The Philosophers Mail versucht ein Problem zu lösen, an welchem die meisten journalistischen Artikel kranken: Der relativ flachen Aufbereitung von Fakten ohne Tiefgang, oft verfasst unter hohem Zeitdruck. Hinzu kommt die Anforderung an den Journalismus, Themen von allgemeinem Interesse zu behandeln. Etwa die neusten Schuhe von David Beckham oder das Verhalten von Cameron Diaz auf der letzten Filmpreisverleihung.

The Philosophers Mail macht im Grunde daselbe. Alles, was in den übrigen Medien hoch im Kurs steht, wird auch hier behandelt. Der kleine twist ist nun aber der Bezug auf philosophische Fragen, Probleme und Erklärungen. So hilft die Kunstphilosophie bei der Frage welchen Promi man bevorzugt, oder warum die meisten Fotos in den Nachrichten so sterbenslangweilig sind. Kurzweilige, aktuelle und zum Teil interessante Lektüre ist garantiert.

Etwas Hintergrundinfos gibt es hier: Huffingtonpost

Und hier nochmal der Link: The Philosophers Mail

 

Zapf: Methoden der Politischen Theorie

Zapf, Holger (2013): Methoden der Politischen Theorie. Eine Einführung. Opladen u. a.: Barbara Budrich. 120 Seiten. 12,90 €. Link.

Im englischsprachigen Raum begann in der Politischen Theorie bereits vor einiger Zeit eine interessante Methodendiskussion[1], die seit zwei bis drei Jahren auch in die deutschsprachige Debatte Eingang findet. Ausgehend von einer Konferenz im Herbst 2011[2] wird sich zunehmend damit beschäftigt, ob und welche Methoden die Politische Theorie nutzt bzw. für sich nutzbar machen sollte. Einigkeit besteht darin, dass es auch hier Zapf: Methoden der Politischen Theorie weiterlesen