Demokratie (Teil IV) – Brown: Wir sind jetzt alle Demokraten

Wendy Brown stellt die Beobachtung eines paradoxen Phänomens an den Anfang:  die Demokratie sei heute mehr denn je durch alle politischen Spektren populär  – „Berlusconi und Bush, Derrida und Balibar, italienische Kommunisten und Hamas – wir sind jetzt alle Demokraten“ (S.56) – , zeitgleich zeige sie sich jedoch substanzärmer denn je.

Aus dem griechischen Begriff der Demokratie gehe zunächst nur hervor, dass sich ein Volk selbst regiere und das Ganze (gegenüber dem Teil) politisch souverän sei.  Dies setzte lediglich zweierlei voraus: zum einen muss es ein Volk geben, zum anderen muss dieses Zugang zu den Gewalten haben, die es demokratisieren soll (62). Damit leite sich das euro-atlantische liberale Modell basierend auf Partizipation, Repräsentation, freien Märkten, gleichen Rechten oder Verfassungen keineswegs automatisch aus diesem Begriff ab. Aktuelle Entwicklungen stellen für Wendy Brown jedoch gerade den demokratischen Gehalt dieses Modells infrage. Demokratie (Teil IV) – Brown: Wir sind jetzt alle Demokraten weiterlesen

Demokratie (Teil III) – Bensaïd (Teil 2): Wie sollte Demokratie gestaltet sein?

Vorletzte Woche erschien der Kommentar zum ersten Teil des Aufsatzes von Daniel Bensaïd. Bevor ich mich nun den restlichen Seiten des Textes zuwende, seien einige zentrale Punkte des ersten Abschnitts noch einmal kurz ins Gedächtnis gerufen.
Bensaïd stellt ein weit verbreitetes Unbehagen gegenüber der Demokratie fest. In Sorge um Ordnung, Stabilität und nicht zuletzt das reibungslose Funktionieren des Marktes werde der Konflikt aus der Politik gedrängt, um einer „verwaltenden Vernunft“ Platz zu machen. Demokratie (Teil III) – Bensaïd (Teil 2): Wie sollte Demokratie gestaltet sein? weiterlesen

Demokratie (Teil II) – Bensaïd (Teil 1): Staatliche Demokratie vs. Demokratie ohne Staat

Nach G. Agamben und A. Badiou äußert sich Daniel Bensaïd zur Demokratie. Dabei ist der französische Philosoph und Professor an der Universität Paris VIII wohl nur einem kleinen deutschsprachigen Kreis bekannt, da nur wenige seiner zahlreichen Schriften ins Deutsche oder Englische übersetzt wurden. Dabei galt er, bis zu seinem Tod 2010, als einer der aktivsten Linksintellektuellen in Frankreich. Beachtenswert für die Person und das Werk Bensaïds ist wohl sein stetes politisches Engagement  (in Frankreich aber auch in Spanien oder Lateinamerika) für die Vierte Internationale – ein internationaler trotzkistischer Zusammenschluss. Demokratie (Teil II) – Bensaïd (Teil 1): Staatliche Demokratie vs. Demokratie ohne Staat weiterlesen

Demokratie (Teil I) – Beginn der Debatte

Heute beginnen wir den Lesekreis der AG Politische Theorie in der DNGPS. Es ist Gepflogenheit, bevor in die Tiefen oder Untiefen eines theoretischen Textes bzw. Buches eingestiegen wird, sich zunächst die äußeren Textbedingungen anzusehen. Mit was für einem Text und mit welchen Autoren setzen wir uns in den kommenden Wochen auseinander?

Zum Buch

Wir lesen den kleinen Suhrkamp-Band „Demokratie? Eine Debatte“, in dem acht politische DenkerInnen den Zustand der gegenwärtigen Demokratie aus verschiedenen Blickrichtungen beleuchten. Die taz sprach vom „Who’s who der internationalen linken Theorie“, die sich hier versammelt. Damit und mit dem Titel ist wohl klar, dass zu erwarten ist, dass es sich um kontroverse und zu Diskussionen anregende Beiträge handelt, die wir nun lesen und besprechen wollen. Den acht Autoren wurde eine Frage gestellt, auf die sie antworten sollen: „Hat es für Sie einen Sinn, sich als ‚Demokraten‘ zu bezeichnen? Falls nicht, warum? Und falls ja, gemäß welchem Verständnis des Begriffs?“ Die Antworten, die mehr oder weniger stark aus dem üblichen Diskursrahmen herausfallen, sollen laut Vorwort aber keine Definition oder gar eine Gebrauchsanleitung für eine gute Demokratie Demokratie (Teil I) – Beginn der Debatte weiterlesen

Lesekreis zu „Demokratie? Eine Debatte“

Am 18. Oktober starten wir als AG Politische Theorie den nächsten Lesekreis. Diesmal im Gepäck haben wir ein kleines blaues Buch, das trotz seines geringen Umfangs einen ganzen Haufen hochkarätiger Namen beherbergt. Agamben, Nancy, Brown, Zizek, Badiou, Ranciere… Gemeinsam stellen sie in „Demokratie? Eine Debatte“ die Frage nach Verfassung der politischen Gegenwart und loten Potenziale zur Veränderung aus. Eine spannende und gegenwartsbezogene Lektüre ist garantiert. Lesekreis zu „Demokratie? Eine Debatte“ weiterlesen