In dieser Arte-Dokumentation kommen Aktivist*innen verschiedener revolutionärer Bewegungen zu Wort mit Bezug auf die politische Theoretikerin Hannah Arendt. Ein Beispiel dafür, wie politische Theorie Hilfeleistung für politiches Handeln bieten kann, indem sie etwa ermöglicht, das Geschehende zu denken und in Worte zu fassen.
Wer übrigens das sehr sehenswerte Interview von Günter Gaus mit Hannah Arendt kennt, wird einige Szenen wiedererkennen.
Vor 85 Jahren wurde der Soziologe Pierre Bourdieu geboren. Bourdieu prägte zahlreiche sozialtheoretische Begriffe (u. a. Habitus, Kapital, Feld) wobei diese theoretischen Überlegungen auch mit empirischen Forschungsarbeiten eng zusammen hängen (z. B. in „Die feinen Unterschiede“ zu Klassen und Klassifikations-Unterschieden in der französischen Gesellschaft). In Erinnerung an sein Werk und sein Leben sei hier auf die großartige Dokumentation „Soziologie als Kampfsport“ verwiesen. Dieser Ausspruch stammt von Bourdieu in einem Radiointerview (zu sehen in der Doku) und verweist auf die kritische Haltung, die, so Bourdieu, die Soziologie in Bezug auf die aktuellen Verhältnisse einnehmen sollte.
Kein anderes politisches Buch hat in den letzten Jahren für derartige Furore gesorgt wie Thomas Pikettys „Das Kapital im 21. Jahrhundert“. Pikettys zentraler Befund: Im Zuge der kapitalistischen Entwicklung konzentriert sich der gesellschaftliche Reichtum immer stärker in den Händen der Kapitalbesitzer.
Was aber folgt daraus? Kann von Aufstieg durch Arbeit heute keine Rede mehr sein? Erodiert somit letztlich die Legitimationsgrundlage der gesamten kapitalistischen Ordnung?
Darüber diskutieren mit Thomas Piketty zum Erscheinen der deutschen Ausgabe (im Verlag C.H. Beck) im Haus der Kulturen der Welt: die Philosophin Susan Neiman, der Politikwissenschaftler und »Blätter«-Mitherausgeber Hans-Jürgen Urban und der Kulturwissenschaftler Joseph Vogl, moderiert von MathiasGreffrath.
Simultanübersetzung (Deutsch): Lilian-Astrid Geese (Haus der Kulturen der Welt)
Ekkehard Lieberam: Entschleierte Verhältnisse. Pikettys Ungleichheitsanalyse kritisch gewürdigt, Junge Welt vom 01.09.2014 (Online-Abo notw.)
Georg Fülberth: Die Empirie als Waffe. Thomas Pikettys kolossale Geschichte der Verteilungsverhältnisse im 20. Jahrhundert, Junge Welt vom 08.10.2014 (frei)
Unter Politikwissenschaftlern ist es vielleicht kein Geheimtipp mehr, aber sehenswert ist das nach Günter Gaus „beste Gespräch, das ich je geführt habe“, immer noch.
Im Zentrum des biographischen Gesprächs stehen Gegenwartsfragen des politischen Denkens und Handelns. Einleitend wird das Spannungsfeld von Philosophie und politischer Theorie erörtert. Ein weiterer Aspekt sind Geschlechterrollen, die Lebensgeschichte von Arendt sowie insbesondere der Prozess gegen Adolf Eichmann. Das Buch von Hannah Arendt („Eichmann in Jerusalem“) war im Herbst 1964 in der Bundesrepublik und 1963 in den USA erschienen. Das Gespräch wurde erstmals am 28.10.1964 in der berühmten Reihe „Zur Person“ gesendet.
Die Wahlen zum Europäischen Parlament sind geschehen und das Tauziehen um die Ausgestaltung der Europäischen Union (und ihrer politischen Ämter) geht in eine nächste Runde. Der glühende Kritiker der technokratischen EU und emphatische Verteidiger der europäischen Ideale Hauke Brunkhorst (Uni Flensburg) hat pünktlich zur Wahl ein Buch im Suhrkamp vorgelegt. Im „Das doppelte Gesicht Europas. Zwischen Kapitalismus und Demokratie“ bezeichnet er Europa als den (dialektischen) Widerspruch zwischen dem emanzipatorisch-kritischen Dr. Jekyll und dem technokratisch-funktionalistischen Mr. Hyde und plädiert schließlich für eine „Transnationalisierung des demokratischen Klassenkampfes“ (Brunkhorst 2014: 160). Brunkhorst: Dr. Jekyll & Mr. Hyde als Figuren Europas weiterlesen