In dieser Arte-Dokumentation kommen Aktivist*innen verschiedener revolutionärer Bewegungen zu Wort mit Bezug auf die politische Theoretikerin Hannah Arendt. Ein Beispiel dafür, wie politische Theorie Hilfeleistung für politiches Handeln bieten kann, indem sie etwa ermöglicht, das Geschehende zu denken und in Worte zu fassen.
Wer übrigens das sehr sehenswerte Interview von Günter Gaus mit Hannah Arendt kennt, wird einige Szenen wiedererkennen.
Die US-amerikanische Philosophin Judith Butler wird heute 60 Jahre alt. Berühmt, auch über die akademischen Fachkreise hinaus, wurde Sie mit Ihren Arbeiten zu Feminismus, Gender und Queer. Ihr Werk ‚Gender Trouble‚ – zu deutsch ‚Das Unbehagen der Geschlechter‚ – hat Anfang der 1990er eine umfangreiche Debatte über feministische und Gender-Theorien ausgelöst. Neben vielen Auszeichnungen hat Butler 2012 auch den Theodor-W.-Adorno-Preis erhalten, was zu einer Kontroverse um Butlers Position zu Israel führte. In ihrem jüngst erschienenen Buch ‚Notes toward a performative theory of assembly‚ setzt sich Butler intensiv mit Performativität im politischen Denken, neueren Vorstellungen von Versammlungen/assemblies und Prekarität auseinander. Zudem ist auch ihre Dankesrede zum Erhalt des Adorno-Preises abgedruckt. Auf Deutsch soll das Werk im Herbst 2016 erscheinen (bei Suhrkamp wie so viele Bücher von ihr).
Ebenfalls enthalten, ist ihr Vortrag vom September 2013 über ‚Freedom of Assembly, or Who are the People?‚ welchen sie in Istanbul gehalten hat und den ihr beim Klicken auf das Video ansehen und anhören könnt.
Vor 85 Jahren wurde der Soziologe Pierre Bourdieu geboren. Bourdieu prägte zahlreiche sozialtheoretische Begriffe (u. a. Habitus, Kapital, Feld) wobei diese theoretischen Überlegungen auch mit empirischen Forschungsarbeiten eng zusammen hängen (z. B. in „Die feinen Unterschiede“ zu Klassen und Klassifikations-Unterschieden in der französischen Gesellschaft). In Erinnerung an sein Werk und sein Leben sei hier auf die großartige Dokumentation „Soziologie als Kampfsport“ verwiesen. Dieser Ausspruch stammt von Bourdieu in einem Radiointerview (zu sehen in der Doku) und verweist auf die kritische Haltung, die, so Bourdieu, die Soziologie in Bezug auf die aktuellen Verhältnisse einnehmen sollte.
Kein anderes politisches Buch hat in den letzten Jahren für derartige Furore gesorgt wie Thomas Pikettys „Das Kapital im 21. Jahrhundert“. Pikettys zentraler Befund: Im Zuge der kapitalistischen Entwicklung konzentriert sich der gesellschaftliche Reichtum immer stärker in den Händen der Kapitalbesitzer.
Was aber folgt daraus? Kann von Aufstieg durch Arbeit heute keine Rede mehr sein? Erodiert somit letztlich die Legitimationsgrundlage der gesamten kapitalistischen Ordnung?
Darüber diskutieren mit Thomas Piketty zum Erscheinen der deutschen Ausgabe (im Verlag C.H. Beck) im Haus der Kulturen der Welt: die Philosophin Susan Neiman, der Politikwissenschaftler und »Blätter«-Mitherausgeber Hans-Jürgen Urban und der Kulturwissenschaftler Joseph Vogl, moderiert von MathiasGreffrath.
Simultanübersetzung (Deutsch): Lilian-Astrid Geese (Haus der Kulturen der Welt)
Ekkehard Lieberam: Entschleierte Verhältnisse. Pikettys Ungleichheitsanalyse kritisch gewürdigt, Junge Welt vom 01.09.2014 (Online-Abo notw.)
Georg Fülberth: Die Empirie als Waffe. Thomas Pikettys kolossale Geschichte der Verteilungsverhältnisse im 20. Jahrhundert, Junge Welt vom 08.10.2014 (frei)
Passend zum letzten Beitrag über eine spannende Veranstaltung mit dem Titel Zeitkrise im politischen Raum habe ich mal eine schöne (und garnicht so alte) ARTE-Dokumentation über Paulo Virilio ausgegraben.